Die Zwei

Das sind zwei Häuser und zwei Menschen, die sich diesem Platz verschrieben haben.

Es war Liebe auf den ersten Riedenblick.

Als Vießling noch eine eigene Gemeinde war, war das alte Winzerhaus in seiner langen Geschichte auch einmal das Bürgermeisterhaus des Ortes. Aber auch später fungierte es als soziales Zentrum, war es doch eines der ersten Häuser im Ort mit Fernsehempfang. 2017 haben wir nach langer Suche den Spitzer Graben und das Haus zum erstenmal kennengelernt, und uns war sofort klar, dass wir hier bleiben möchten. Damals waren wir nur auf der Suche nach einem Feriendomizil, das unbedingt in einer Weinbauregion liegen musste. Heute haben wir hier Wurzeln geschlagen und kommen in unser zweites Zuhause, wenn wir von Linz nach Vießling fahren. Genau dieses Gefühl wollen wir allen Gästen in unseren Apartments vermitteln.

In einem ersten Schritt haben wir 2018 den Altbestand – unser Steinhaus – von Grund auf saniert. Bei der Sanierung haben wir besonderen Wert auf regionales Handwerk gelegt. Das Haus wurde durch eine Fußboden- und Wandheizung wintertauglich, die Lärchenholz-Kastenfenster kommen aus einer Tischlerei im Waldviertel und ein Kachelofen mit Tischherd, der vor allem in den Wintermonaten und in der Übergangszeit für wohlige Wärme sorgt, wurde von Jürgen Rajh, einem Freund aus Graz, gebaut. Die kontrollierte Wohnraumlüftung sorgt dafür, dass wir immer in frisch gelüftete Räume kommen, auch wenn wir einmal zwei oder drei Wochen nicht im Haus sein können. Zusätzlich wurde im gesamten Gebäude die Decke entfernt, um in den überhohen Räumen in einer Galerie einen Rückzugsort zu schaffen, in dem man sich durch die große Glasfront mitten in den Weinbergen wähnt.

Nach Fertigstellung im Jahr 2018 entstand schnell der Gedanke, am selben Grundstück ein Zwillingshaus zu errichten. Es sollte der nicht mehr vorhandene Stadl das Winzerhauses wieder errichtet werden. Architektonisch waren wir von dem Grundgedanken geleitet, die charakteristischen Merkmale des alten Winzerhauses zeitgemäß neu zu interpretieren. So entstand im unteren Teil ein Geschoß aus Beton und darüber ein nachhaltiger Holzbau, der durch eine markante offene Holzschalung aus sägerauhen Lärchenlatten geprägt ist. Wie im Altbestand ist der Grundriss nicht rechteckig sondern das Gebäude wird zum Innenhof hin breiter. Auf der anderen Seite zu den Weinbergen hin öffnet sich das Gebäude durch große Glasflächen und eine große Terrasse mit Blick in die besten Lagen des Spitzer Grabens.

Im Innenraum dominieren Glas, großflächige Schalungen aus weiß-lasiertem Fichtenholz und der bewusst unbehandelt gebliebene Sichtbeton. Alle Böden sind aus Beton gefertigt, in der geschliffenen Version eine einfache und sehr elegante Lösung. Optisch soll der Boden den Donauschotter ins Haus holen. Auch vor dem Haus wurde bewusst Schotter als Gestaltungselement eingesetzt.  Im Sommer kühlt der Boden, in der Übergangszeit und im Winter sorgt die Fußbodenheizung dafür, dass man das ganze Jahr über am liebsten barfuß durch das Haus läuft. Auch das neue Haus verfügt über eine kontrollierte Wohnraumlüftung, die zum Einen stets für gute Durchlüftung sorgt, andererseits aber auch lästigen Besuch von Insekten im Innenraum verhindert.

Um sich in das bestehende Ortsbild harmonisch einzufügen, musste es wieder ein Giebeldach sein, auf dessen beiden Flächen im Sinne der Nachhaltigkeit eine dachintegrierte Photovoltaikanlage ihren Dienst versieht. Die Hanglage in Kombination mit dem fallenden First erlaubt uns zum Einen die Einhaltung der baubehördlich vorgeschriebenen Gebäudehöhen, zum Anderen finden dadurch an beiden Enden des Gebäudes die zwei kleinen Apartments Platz. Das große Apartment zieht sich mit versetzten Geschoßen durch das gesamte Gebäude. Am oberen Ende zum Innenhof hin sitzt ein kleines Apartment über dem Schlafzimmer, am unteren Ende zum Weingarten hin versteckt sich unter der Terrasse das Zweite.

Der ursprüngliche Plan sah an Stelle des großen Apartments die „Enoteca Vießling“ vor. Uns schwebte eine Kombination aus Vinothek, Ab-Hof-Verkaufstelle ausgewählter Winzerbetriebe des Spitzer Grabens und einer Mini-Trattoria mit maximal zehn Plätzen vor. Daher auch die sehr großzügig dimensionierte Terrasse und ein gemauerter Pizzaofen im Freien in unmittelbarer Nachbarschaft zum Weinkeller unter dem Winzerhaus. Da wir selbst noch unseren Beschäftigungen in Linz nachgehen und sich die Suche nach einem Betreiber schwieriger gestaltete als erhofft, realisierten wir vorerst die Apartments anstelle der „Enoteca“. Baulich sind aber alle Vorkehrungen getroffen, um vielleicht die „Enoteca“ doch noch Wirklichkeit werden zu lassen.

Unsere großen Leidenschaften sind der Wein und unsere Rennräder. An vielen Wochenenden kommen wir, meist über die Hügel des Mühl- und Waldviertels, mit den Rädern aus Linz in die Wachau und genießen dann die Ruhe und Abgeschiedenheit des Spitzer Grabens, nur wenige Kilometer vom Trubel entlang des Donauradwegs. Wenn man hier am Abend auf der Terrasse ein Glas Wein genießt, bevorzugt von einem unserer Nachbarn, kann man sich gar nicht vorstellen, warum allerorts von Lichtverschmutzung gesprochen wird. Im Spitzer Graben ist Lichtverschmutzung ein schier unbekanntes Phänomen. Und was noch den Wenigsten bekannt ist, ist die Mystik des Spitzer Grabens im Winter, wenn sich der von der Donau heraufziehende Nebel lichtet und den Blick in die von Raureif überzogenen Weingärten freigibt. Mit etwas Glück liegt Schnee auf den Rieden. Unser absoluter Geheimtipp ...